Friedhof Bad Vöslau

Friedhof Bad Vöslau

„Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte“

Am Vöslauer Friedhof entdecken Sie die Ruhestätten vieler bekannter Persönlichkeiten.
Friedhöfe sind seit Jahrhunderten zentrale Orte der Erinnerung und des Gedächtnisses. Der heute im deutschsprachigen Raum geläufige Begriff Friedhof meint einen umfriedeten Raum. Er entwickelte sich aus dem mittelalterlichen Kirchhof. Ursprünglich wurden die Toten nämlich in der Nähe der Kirche begraben. Als soziales Privileg galt eine Beerdigung direkt an der Kirchenmauer oder in einer Gruft in der Kirche – man denke an die Gruft der Grafenfamilie Fries in der Vöslauer Stadtpfarrkirche. Der allgemeine Bestattungsplatz war der Raum um das Gotteshaus, so wie das auch heute noch in vielen Dörfern der Fall ist.

Ein neuer Friedhof für Vöslau
Die Verlagerung der Friedhöfe an die Stadtgrenze, an den so genannten Gottesacker, hing mit dem immer stärker werdenden Hygienebewusstsein zusammen und auch mit dem Platzmangel innerhalb des Ortes. Anfang der 1860er wurde der Friedhof rund um die Kirche für die rapide wachsende Bevölkerung zu klein. Deshalb wurde seitens der Gemeinde Vöslau ein neuer Friedhof angedacht. Als eine der schwierigsten Aufgaben erwies sich dabei die Suche nach einer geeigneten Lage. Schließlich wurden von der eigens eingerichteten „Friedhofcommission“ „zwei Grundstücke trockenes Ackerfeld in der Größe von 1600 Klafter“ (ca. 5.800 m²) angekauft. Auf Anordnung des k.k. Bezirksgerichtes Baden musste dieses mit einer „sechs Schuh hohen Mauer“ (ca. 1,90 m) eingefriedet werden.

Des Weiteren war „im Friedhof selbst eine Leichenkammer und eine Todtengräberwohnung zu erbauen, wobei ein besonderer Werth darauf gelegt wird, dass die Todtengräber Wohnung über der Leichenkammer nach Angabe des k.k. Kreisamtes zu stehen komme“.

Mehrere Pläne wurden eingereicht „und einer der besten für die Eintheilung der Gräber und die Anlagen angenommen“. Dieser Plan zeigt neben Baumgruppen und Sträuchern, zwischen entsprechend gruppierten Gräbern, mitten des Friedhofes ein Kreuz. Dieses Kreuz war früher am Kirchplatz aufgestellt. Es existiert heute noch, allerdings nicht mehr in der Mitte des Areals, denn der Friedhof wurde mehrmals erweitert und vergrößert.

Im Jahr 1866 wurde der neue Friedhof eröffnet und mit 1. September 1870 für vollendet erklärt. Allerdings stellte sich bereits drei Monate später heraus, dass eine Erweiterung dringend notwendig war, denn die Auflassung des alten Friedhofes stand zu diesem Zeitpunkt auch noch bevor.

Heute sieht der Friedhof von Vöslau ein wenig anders aus, als ursprünglich geplant. Abgesehen davon, dass die räumliche Beschränkung schon damals nicht eingehalten werden konnte, wurde etwa die „Todtengräber Wohnung“ – entgegen der Anweisung des k.k. Bezirksgerichtes – nicht über, sondern neben der Leichenkammer angelegt. Ein Wohnraum für den Friedhofswart ist heute noch gegeben, doch die Aufbahrungshalle befindet sich nun rechter Hand davon gesehen. Dahinter befindet sich ein Urnenhain und in dessen Nähe jene Gräber, die den Ehrenbürgern der Stadt vorbehalten sind.

Das Areal selbst musste aufgrund von Platzmangel immer wieder erweitert werden, sodass die heutige Gesamtfläche etwa das 4fache des einstigen Planes umfasst (20.000,031 m² / 2 ha). Der Friedhof besteht aus ca. 1.700 Erdgräbern, 88 Gruften, 120 Urnennischen und 60 Russengräbern.

Monumentale Gräber und Park-Charakter
Flaniert man durch den „alten“ Teil des Friedhofes, entdeckt man viele monumentale Gräber. Im späten 19. Jahrhundert entwickelten sich nämlich die Grabstätten zu Schauplätzen eines ausufernden Monumentalkultes. Die Stilformen der Grabmäler wurden immer vielfältiger. Insbesondere der Historismus des späten 19. Jahrhunderts trieb üppige Stilblüten: Neobarocke Formen standen neben neogotischen und neoklassizistischen. Für die Gräber wurden oft angesehene Architekten oder Baumeister beauftragt.

Der Friedhof Bad Vöslau besticht heute durch seinen Park-Charakter. Es dominieren sehr alte und hohe Thujenhecken sowie Buchsbäume. Letztere werden aufgrund des Buchsbaumzünslers sukzessive gegen robuste Sträucher getauscht. Ebenfalls ein Highlight sind mehrere alte Lindenbäume.

Am Gelände verteilt stehen etliche Parkbänke, die zum Verweilen einladen. Nur die Hauptwege sind asphaltiert. Der Friedhof Bad Vöslau ist übrigens ein Natur im Garten-Vorzeigeprojekt: Bei der Pflege wird auf chemische Unkrautbekämpfungsmittel gänzlich verzichtet.