Schloss Bad Vöslau

Vom Wasserschloss zum Rathaus

Die Erwähnung von Adololdus de Feseloue als Zeuge eines Rechtsgeschäftes im 1136 angelegten Traditionkodex des Augustiner Chorherrenstiftes Klosterneuburg gilt als die erste Nennung der Wasserburg Vöslau.

Die späteren Besitzer Georg Theschütz, Hans Zinzendorf, Hans Paul Bayr und Carl Ludwig Graf von Hofkirchen bekannten sich seit der Mitte des 16. Jahrhunderts zu Martin Luther und seiner Lehre. Die Burgkapelle war 1580 bis 1621 ein Zentrum der Reformation für das umliegende Land. Im Laufe des 17. Jahrhunderts kehrte Vöslau zwar wieder zum katholischen Glauben zurück, bleib aber dann bis zum Jahre 1870 Filiale der Pfarre Gainfarn.
Nach den Grafen Lamberg wurde August von Wöber Besitzer des Schlosses. Unter ihm erfolgte zwischen 1740 und 1753 eine Barockisierung und Erweiterung des Gebäudes. In dieser Gestalt erwarb Johann von Fries das Schloss, zunächst 1761 über einen Strohmann (den Heereslieferanten Johann Georg Grechtler), 1773 dann auch formell selbst als Besitzer. Johann von Fries beauftragte Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg mit dem Umbau des Schlosses, das zu einem Hauptwerk des Frühklassizismus in Niederösterreich wurde.

Nach dem Konkurs des Bankhauses Fries und dem Verkauf sämtlich Besitztümer der Familie, darunter auch das Schloss Vöslau, wurde Georg Simon Freiherr von Sina und Johann Heinrich von Geymüller Eigentümer des Schlosses, letzterer verkaufte es aber 1837 wieder an die Familie Fries. Nun begann unter Moritz II. Graf von Fries und seiner Frau Flora Pereira-Arnstein die Wandlung Vöslaus und der Aufstieg von einem Dorf in ein kurörtliches Zentrum.
Bis 1901 blieb das Schloss im Familienbesitz, August Graf von Fries (1841-1918) verkaufte das Schloss an den „Kohlenbaron“ Moritz Ritter von Gutmann, der bis zur Arisierung 1940 der letzte private Besitzer des Schlosses war.

Die Gemeinde Vöslau erwarb das Gebäude. Nach der Einquartierung von Einheiten der Deutschen Wehrmacht, volksdeutscher Umsiedler, eines Wehrmachts-Lazarettes und der russische Besatzung wurde das ruinöse Gebäude 1947 an den Erben Wilhelm Gutmann zurückgestellt, ging aber 1951 um den Betrag von 140.000 Schilling (ca. 10.200 Euro) endgültig in das Eigentum der Gemeinde über. Als das Schloss nach Abzug der Besatzungsmacht 1955 leer stand, bot es einen jammervollen Anblick: abblätternde Tarnanstrich aus der Kriegszeit, leere Fensterhöhlen - teilweise mit Brettern verschlagen, Unrat im verwilderten Park, in den Innenräumen gab es nur noch Spuren von Fußböden, verkohlte Reste von Feuerstellen und Exkremente von Menschen und Tieren.
Die Gemeinde beschloss, das Gebäude zu erhalten und zu renovieren. Bis zum endgültigen Einzug der Stadtverwaltung befanden sich zwischen 1961 und 1971 im Schloss das Stadtmuseum und die Dienststelle der Ortspolizei Platz.

Seit 21. März 1974 ist das Schloss offiziell das Rathaus der Stadtgemeinde Bad Vöslau.